Leseprobe der Sphaerkraft Story

Die Wahrheit über die Sphaerkraft

Mein Name ist Phaen Omen. Ich bin ein mehr oder weniger normaler Bürger aus der Hafenstadt Malerisk und gehe einer wieder anerkannten Tätigkeit nach, um mein täglich Brot zu verdienen. Der Monsterjagt. Ich muss zugeben, dass es nicht wirklich leicht ist Aufträge an Land zu ziehen, da man oft nicht recht unterscheiden kann ob es nun ein Monster oder ein normaler Bürger ist, den man sich dort vornimmt. Seit dem Jahre 507 nach Sherubin wurden einige Richtlinien für Monsterjäger veröffentlicht, die es diesen angeblich erleichtern soll die schwammige Grenze zwischen Monster und Bürger besser unterscheiden zu können, doch für mich ist dieses Werk ein unfassbares Rätsel, dass mir beim bloßen Anblick die Gehirnwinden verknotet. Ich bin der festen Überzeugung, dass diese Regelwerk selbst von einem Monster geschaffen wurde, um lästige Abenteuerer abzuwimmeln. Lange Zeit galt die Monsterjagd als die Berufung schlechthin, aber heutzutage interessiert die Befreiung vom wandelnden Übel keinen mehr so wirklich. Monster haben sich etabliert und leben teilweise ein ganz normales Leben als Steuerberater oder Sozialfachangestellter. Das macht es mir nicht unbedingt leicht. Groteskerweise habe ich einen sehr guten Draht zu Monster und Dämonen und pflege mehrere Freundschaften zu diesen Kreaturen. Mein treuer Freund Phan Tom gehört der seltenen Rasse der Magentateufel an, wobei ich ihm das irgendwie nicht so richtig glaube.

Ich hatte mir als Monsterjäger in Malerisk schon einen Namen gemacht, denn die Leute konnten sich immer auf mich verlassen, wenn mal wieder ein schleimiger Schwammblob die Kanalisation verstopfte. Diese fettklöpsigen Dinger sind sehr geschwätzige Gesellen und unglaublich wortgewandt, was viele unerfahrenen Monsterjäger davon abhält sich länger mit ihnen zu beschäftigen. Gedankenloses drauf Einschlagen zeigt bei einem Schwammblob keine Wirkung. Im schlimmsten Fall teilen sie ihre Form und beginnen daraufhin eine heiße Debatte, der man nur schlecht folgen kann. Mein erster Schwammblob, so erzählte er mir, entstand aus dem Grind und Kräuterresten, die bei rituellen Waschungen am Beckenrand übrig blieben. Er verstopfte nun dieses Rohr mit seinem klumpigen Leib und die hysterische Dame aus dem kitschigen Stadthotel, deren bedauernswerten Mann ich einen guten Freund nenne, erteilte mir, einen noch unerfahrenen Monsterjäger, den Auftrag diesen unansehnlichen Klops aus ihrem rosaroten Leben mit viel Grazie und Glanz zu vertreiben. Es war mein erster richtiger Auftrag, aber ich tat so als hätte ich schon eine lange Laufbahn hinter mir. Im Nachhinein glaube ich allerdings, dass sie mir diese Geschichte nicht wirklich abnahm und mir diesen Auftrag nur erteilte, da ihr Mann sie darum bat. Normalerweis nahm sie Allschwender Abguss gegen Schwammblobs und Klopsklumpen jeder Art, um diese Kreaturen auszumerzen, doch war ihr dieses Mittel gerade ausgegangen. Mein Glück, denn so konnte ich mich nun meiner ersten bezahlten Monsterjagd hingeben. Ich war über die Größe der Kellerräume erstaunt, die sich im Untergrund des Hotels erstreckten. Allerdings sparte die Furie an ausreichender Beleuchtung, was das Auskunft schaffen nicht sonderlich erleichterte. Lediglich das schwache Licht eines abgemagerten Lampenkäfers half mir nicht gegen die Wände des Kellerlabyrinths zu stoßen. Mal abgesehen von den heftigen Schlägen gegen den Kopf, die ich durch das Durchschreiten niedrieger Torbögen erlitt, es ist hier anzumerken, dass es jemanden mit meiner Größe schwer fällt sich nicht an Torbögen zu stoßen, ging die Reise durch die Düsternis recht flott voran. Nachdem ich mich allerdings dann doch mehrere Male verlief erreichte ich schließlich endlich das Abwasserareal, in dem der übergroße Schwammblob Corinna, so stellte er sich mir höflich vor, thronte. Natürlich hatte ich mich zuvor über Schwammblobs und Klopsklumpen jeder Art erkundigt und wusste, dass diese doch eigentlich gar kein Geschlecht aufweisen, dennoch behandelte ich Corinna wie es sich für einen charmanten jungen Mann gegenüber einer Dame mittleren Alters nun mal gehörte. Die schnoderrige Aussprache und das kloßige Nachhallen der Stimme Corinnas machten es mir schwer vernünftig zu schlucken, da ich schlagartig einen großen Schleimklumpen in meinem Rachen spürte, der von Satzanfang bis Satzende große Sprünge machte, sodass mir schon fast das Mittagessen wieder hochkam, die Imbissfrau hatte mal wieder dick aufgetragen und mir eine extra Ladung Südgurkenfleisch mit gerösteten Willerich und Istkampsoße auf den Teller geknallt, weil sie doch immer meinte man müsste darauf achten, dass ich bei meiner Statur nicht vom Fleisch falle und eines Tages von einem kräftigen Windstoß davongeweht werde, was mir in dieser Situation natürlich auch nicht weiterhalf. Corinna stank. Ihr Atem roch wie der multiplizierte Gestank von 3 übergewichtigen Drückebergern, die sich seit geraumer Zeit nicht mehr gewaschen hatten und sich zudem noch ausreichend Zwiebeln unter die Achseln rieben. "Sei gegrüßt Fremder! Was führt dich in mein blühendes Reich?" Corinna wabberte ein Stück weit nach vorn und öffnete eine vergammelte Schatulle, aus der ein sanftes Licht ströhmte, das durch das dreckige Abwasser tanzte als sei es zum Ball im Feenpalast Schillerschick eingeladen. "Werte Dame,mein Name ist Phaen Omen und ich komme im Auftrag der liebreizenden Suizianne Pichler. Ihr ist nicht wohl bei dem Gedanken, dass eine so liebreizende Person hier unten hausen muss. Sie bat mich doch ein Umzugsangebot vorzuschlagen." Corinna hielt einen Moment inne und räusperte sich einige Male. "Das finde ich ja überaus zuvorkommend von dieser umsichtigen Dame, aber ich fühle mich in meinem Reich doch eigentlich recht wohl." Corinna spürte, dass mein Anliegen ein Vorwand war, um sie vom Abfluss wegzubekommen. Ich wusste natürlich, dass ein so durchnässter und stinkender Ort der perfekte Lebensraum für einen Schwammblob ist, dennoch musste mir eine List einfallen, um Corinna zu vertreiben. Schleime sind in der Regel recht eingebildete Kreaturen und wenn man ein bisschen Honig um die gesamte Masse schmiert bekommt man alles von ihnen. Ganz zufällig hatte ich ein Bild von meiner verkommenden Gasttoilette im abgeschiedenen Erdgeschoss dabei, legte es auf ein vermodertes Stück Holz, das in der Jauche vergeblich versuchte davonzutreiben, und schubste es in Corinnas Richtung. "Werte Corinna, ich denke Sie haben mich durchschaut. Tatsächlich komme ich mit einem völlig anderem Anliegen. Ich hörte von dem unglaublichen Reichtum an Ihrem Wissen und kam nicht umhin mir vorzustellen, welche Bereicherung dieses Wissen für meine kleine Monstergemeinschaft und mich wäre. Es wäre mir eine Ehre wenn Sie uns mit Ihrer Person berreichern würden." Corinnas plumper Körper formte einen armähnlichen Tentakel aus ihrer gesamten Masse und fischte verlegen das durchnässte Bild aus der stinkenden Jauche. Die kleinen Glubscher schwänkten einige Male von dem Bild zu meiner Person hin und her. Ihr war es sichtlich unangenehm ihre Freude auszudrücken, doch schließlich bewegte sich das zermatschte Gesicht endlich zu einem breiten Grinsen."Was für ein entzückender Vorschlag dieser junge Herr mir hier unterbreitet. Da wird eine alte Dame ja noch ganz verlegen. Ich werde mir Ihr Angebot nochmals durch den Kopf gehen lassen, doch seien sie gewiss, dass Sie mein Herz bereits für sich gewonnen haben junger Herr." Ohne ein weiteres Wort zu verlieren huschte der riesige Schleimklops so schnell davon, dass es mir durch den mitreißenden Abwassertsunami nicht mehr möglich war auch nur mit einem Blick zu folgen. Die widerwertige Jauche vermengte sich mit dem frischen Abwasser, dass durch Corinnas verschwinden nun wieder abfließen konnte und füllte den Raum schlagartig bis zur Decke. Gerade gelang es mir noch eine rostige Stange zu greifen, um nicht von der reißenden Flut erwischt zu werden. Lange hielt ich es nicht mehr aus die Luft anzuhalten. Mit solch einer ausweglosen Situation hatte ich nicht gerechnet. Das Wasser strömte weiter und ich fragte mich wie viel Abwasser ein einfaches Stadthotel denn nur haben könnte. Ich verlor den Halt. Der Druck des Wasser schleuderte mich und mein Bewusstsein davon. Nein, so hatte ich mir meinen ersten Auftrag nicht vorgestellt.

Als ich wieder zu mir kam, womit ich fast nicht mehr rechnete, würgte ich einen Liter reinsten Abwassers heraus und spürte einen starken Schmerz am Hinterkopf. Ich hatte also überlebt. Es brauchte einige Minuten bis auch mein Bewusstsein wieder zu mir fand und ich richtete mich auf. Wo um Himmels Willen hatte mich die Flut denn nur verschleppt? Wie lange war ich wohl getrieben war. Es schien auf jeden Fall nicht mehr das Kellerlabyrinth zu sein, in dem ich den Schwammblob Corinna dazu einlud in mein Haus zu ziehen. Was fiel mir nur dabei ein. Natürlich hatte ich meinen Auftrag erfolgreich erledigt, aber was wollte ich denn mit diesem übergroßen Schwammblob bei mir zuhause? Doch das war ja nicht meine einzige Sorge. Ich musste herausfinden wo ich mich denn befand. Vor allem wie ich von dort wieder weg käme. Ich war mir auf jeden Fall sicher, dass ich das nächste Mal einen Rückling Fluchtzauber am Eingang des nächsten Labyrinths installieren werden, damit ich eine solche Situation nicht mehr erleiden müsste. So ein Rückling Fluchtzauber ist überaus praktisch, da man sich zum Ausgang eines Labyrinths zurückteleportieren kann sobald man denn mit seiner Mission fertig wäre, wie auch immer das funktioniert. Einmal probierte ich diesen Zauber bei mir zuhause aus, als ich mich in meiner Abstellkammer verlief. Damals war mir klar, dass ich den Weg zurück nicht mehr finden würde. Mein Haus befindet sich auf einem großen Felsen inmitten des Herzrosensees. Ich kaufte es damals einer zwielichtien Gestalt in bunten Gewändern ab. Das Gesicht war mit Tüchern verschleiert und die Kommunikation fand über Telepathie statt. Ich wusste nicht genau worauf ich mich dort einließ, jedoch verspürte ich keine Furcht und der Wunsch meine alte Bleibe in dem Sumpfgebiet Modora entlich zu verlassen war noch größer als jeden Angst. Modra Sumpf. Ein Ort des Schreckens. Wie ich dort überhaupt leben konnte. Postbeamten, die auf fette Quellraupen die Post verteilen und keine Anstalten machen, wenn Pakete das eine oder andere Mal in den Sumpf platschen. Mein Nachbar war ein fetter Yospora, der in den Unterwasserminen von Queuter arbeitete. Eine überaus suspekte Person, allerdings bin ich ihm sehr dankbar. Er erzählte mir vom Herzrosensee und von dem Haus auf dem Dreiviertelfelsen, so wie man ihn in Malerisk nennt. Er legte mir ans Herz, dass es dort ein fesches kleines Häuschen gäbe, das wieder freistünde und der perfekte Wohnort für mich wäre. Wie dieser dreiste alte Sack darauf kam, dass es so wäre wie er sagte, wunderte mich schon ein wenig, aber ich hörte mir seine Geschichte kommentarlos an. Er sagte, dass der Bewohner dieses Anwesens wohl nach Interessenten suchte, die ihm das Haus mit samt Felsen abkaufen würden. Er hätte allerdings Schwierigkeiten, da die Malerisker von Flüchen erzählen, die sich wie undurchdringliche Quellwolken aus Kummer und Schmerz um den Felsen bewegen. Er behielt meine Aufmerksamkeit und erkannte in meinem Blick, dass er mein Interesse immer mehr gewann. Schließlich vermittelte er mich und ich traf mich mit der Zwielichtigen Gestalt tief im Inneren des Dreiviertelfelsens. Es war eine sonderbare Art der Telepathie, mit der wir uns austauschten. Normalerweise wandelten sich die Gedanken doch in Wörter um, die man dann in seinem Kopf hörte, doch dieses Mal waren es Emotionen und Bilder, die eine sinnvolle Kommunikation tatsächlich ermöglichten. Die Höhle im Dreiviertelfelsen war bei weitem nicht in Dunkelheit getaucht. Die Felsen leuchteten an diesem Tag besonders hell, was ich danach nie wieder so erlebte. Es war wie eine sternklare Nacht, an dem der Vollmond so hell scheint, dass man sogar das Andorina Volksblatt lesen könnte. Die in Andorina haben einen besonderen Fabel für kleine Schriften. Fallende Tropfen reflektierten das gesamte Licht der Felsen und wirkten bis zum Aufschlag auf den unebenen Höhlenboden wie magische Kristalle, in denen das Seelenlicht eines Flussgottes wohnen würde. Ich rechnete bei jedem Aufschlag mit dem Geräusch von zerspringendem Glas und zuckte leicht zusammen. Da standen wir nun inmitten dieser bezaubernden Kulisse und obwohl ich viele Kompositionen von Bildern der Emotionen nicht richtig verstand war jedoch in kürzester Zeit klar worum es eigentlich ging. Das Angebot war besonders erschwinglich und ich überreichte mein hart Erspartes, was ich mühevoll als Illustrator in Elvon erwarb und erhielt von dem farbenfrohen Mantelmann eine Besitzurkunde. Ich las das Kleingedruckte und hatte noch ein paar Fragen, allerdings war die zwielichtige Gestalt schon längst auf und davon. Viel Zeit mich darüber zu wundern hatte ich nicht, denn lag mir zu der Zeit der Weg nach draußen mehr am Herzen. Es kostete mich viele Stunden endlich wieder das Tageslicht zu sehen. Zum Glück hatte ich mir einen kleinen Proviant mitgenommen. Eine Klappstulle mit Südgurken und Porreestreifen. Der Umzug von Modra zum Dreiviertelfelsen war mit Hilfe meines Dämonenkumpels Koikon ein leichtes Spiel, denn hat dieser tolle Hecht eine besondere Technik drauf, mit der er den gesamten Hausrat schrumpfen kann. Zum Glück hatte ich ihn in Elvon davon überzeugen können mir zu helfen, da er mir sowieso noch etwas schuldig war. Dummerweise hat er einfach alles in die Abstellkammer geworfen und sich dann einfach aus dem Staub gemacht. Da die Abstellkammer aber nicht wirklich das ist, was man unter diesem Wort erwartet musste ich mehrere Tage mühevoll mein Hab und Gut zusammensammeln. Der Rückling Fluchtzauber erleichterte mir dieses Vorhaben. Allerdings brauchte ich meinen gesamten Magievorrat dafür auf und Magie ist nicht besonders günstig, wenn die eigenen mentalen Kräfte nicht ausreichen. Natürlich bekomme ich einen Rabatt im Magiebedarf von Shozinas Quellstube in dem verwunschenem Dorf Lotusprimel, aber leisten kann man sich dennoch nicht besonders viel. Corinna war also mein erster Auftrag. Ich hatte weder Rückling noch eine Ahnung, wo mich der Abwassertsunami denn hingespült hatte. Den verschrumpelten Leuchtkäfer hatte ich auch nicht mehr, aber zum Glück konnte man wenigstens die Hand vor Augen sehen. Ich befand mich in einer Höhle in der sich ein kleiner See gebildet hatte. Womöglich entstand dieser See aus dem Abwasser und ich war wie dieser kaputte Krug und dieser hübsch verzierte Lappen ein Treibgut, welches dieser kleine See zu Tage brachte. Kein Ausgang in Sicht. Wo das Licht herkam war mir auch schleierhaft. Mein Weg führte mich rings um den Höhlensee. Keine einzige Welle. Das Grübeln brachte mich auch nicht weiter und ein kleiner Hunger machte sich bemerkbar, der schnell zu einem großen heranwuchs. Plötzlich bildeten sich Blasen auf dem See und kleine Wellen kreuzten sich auf der Wasseroberfläche bis sie den Lappen erreichten. Mir war nicht recht wohl bei dem Gedanken einfach so in der Gegend herumzustehen, also klappte ich meine Größe hinter einem großen Felsen zusammen und wartete. Warten ist wohl das Schlimmste was es gibt, aber in dieser Situation blieb mir wohl nichts weiter übrieg. Das Blubbern wurde von Mal zu Mal stärker und die Wellen waren nun schon so stark, dass sie den Lappen in die Tiefe des Sees rissen. Es entwickelte sich Ungeduld und ich wunderte mich ob ich mich wohl je wieder aufrichten könnte, wenn ich noch länger in diesem Klappzustand ausharren müsste. Plötzlich erschien eine Gestalt, die aus der Mitte des Sees Richtung Ufer schlenderte, als wäre es ein vergnügter Spaziergang bei Sonnenschein und leichter Brise. Kaum hatte die fischähnliche Gestalt das Ufer erreicht tauchte auch schon die nächste auf. Die Zweite schien weniger vergnügt und warf ständig die Hände über den Kopf. Das Wasser spritzte in alle Richtungen. Der Fischmensch schien sich gar nicht mehr zu beruhigen. Am Ufer angekommen stampfte und wetterte er weiter. Der andere, sichtlich unberührt schaute sich um. Er war auf der Suche. Was er genau suchte war mir in dem Moment nicht klar. Ich hoffte nur, dass er mich nicht witterte und versuchte meine Gedanken klein zu halten. Manche Wesen scheinen auf Gedanken stark zu reagieren. Sein Blick fokusierte schließlich einen Stein, der sich unweit von meinem Versteck befand. Beruhigung fand ich indem ich den wetternden Fischmenschen belustigend beobachtete, wie er im Kreis sprang und den sandigen Boden aufwühlte. Der Ruhige kam auf mich zu. Langsam war mir nicht mehr zum Schmunzeln zumute. Ich bereitete mich mental auf einen Kampf vor. Sowas schadet nie. Ich konnte das nasse fischähnliche Gesicht erkennen. Er schien nicht viel kleiner als ich gewesen zu sein. Vielleicht sogar größer. Sein Körper war übersät von geschwungenen Tätowierungen und die durchnässte graue Haut bewegte sich an den Öffnungen der Kiemen, so als rümpfe man die Nase. Er war wie ein Matrose angezogen. Wie immer fragte ich mich, ob es sich hierbei nun um ein Monster oder um einen normalen Bürger handelte, aber es handelte sich um einen Fischmenschen der Yosporarasse. Sie bezeichnen sich als Demiospra oder umgangsprachlich Fischmenschen. Sind meist recht aalglatte Gesellen. Was soll man anderes erwarten. Plötzlich blieb er stehen. Hätte er sich noch ein Stück weiter nach rechts bewegt, wäre ich genötigt gewesen mein Versteck zu verlassen und eine Konfrontation wäre unumgänglich gewesen. Er beugte sich ein Stück weit nach vorn, zückte ein seltsames Objekt und hielt es gegen den Felsen. Es zischte und ein Serrorportal öffnete sich. Ich hörte von diesen versteckten Portalen, die sich auf ganz Grawit befinden, doch gefunden hatte ich noch nie eines, geschweige denn hätte ich gewusst, dass man auch ohne Einfluss von Magie ein solches Portal öffnen hätte können. Die Dimension, die durch Serror, der Energie der Weltemotion, die Raumkrümmung ermöglicht wird schon viele Jahre in Industrie, Informationstechnik und Touristik verwendet, doch gibt es viele Portale, die auf natürliche Weise entstehen und ferne Orte miteinander verbinden. Einige Abenteuerer und Piraten machen sich auf der Suche dieser Portale und fertigen dann Karten mit den Positionen an, die sie dann teuer auf dem Schwarzmarkt verscherbeln. Ein lukratives, aber auch gefährliches Geschäft. Der Weltsicherheit Epikon natürlich ein Dorn im Auge, denn vielen Halunken nutzen diese Portale, die natürlich nicht registriert sind, um durchtriebene Pläne zu schmieden. Der Große winkt dem Wütenden und schlüpft schließlich durch das Portal. Mit ulkigem und eher weniger grazilem Schritt wankte der plumpe Fischmensch, der wohl eher ein Yospora war und krötenähnliche Zuge aufwies dem Anderen durchs Portal hinterher. Ich harrte noch wenige Sekunden aus und sprang schließlich aus meinem Versteck hervor. Ich wollte die Gelegenheit nutzen und mich mit durch offene Portal zwängen. Ich wusste nicht was mich dort erwarten würde, aber länger hier herumzudümpeln schien mir keine gute Alternative zu sein. Ich setzte zu einem großen Sprung an landete dann allerdings frontal auf dem Felsen. Das Portal hatte sich wieder geschlossen. Die Portale waren mit keiner Technik gesichert, deswegen war es nur für wenige Minuten geöffnet. Nun saß ich also immernoch in dieser Höhle fest. Ich setzte mich ans Ufer des Höhlensees und warf vor lauter Frust Steine ins Wasser. Nichts besseres fiel mir ein, als darüber nachzudenken ob die fette Corinna sich schon in der Gästetoilette eingerichtet hätte und ob sie sich vielleicht dann doch gar nicht damit zufrieden geben hätte und letztlich wieder die Kanalisation des Hotels verstopfen würde. Ich schaute den Stein dabei zu, wie er zum Grund des Sees hinuntersank, als plötzlich ein kleiner Lichtblitz das Wasser des Sees erhellte. Das war das gleiche Licht, das aus dem Objekt kam, welches der tätowierte Fischmensch nutzte, um das Portal zu öffnen. Ich sprang ins Wasser, meine Kleider waren sowieso noch nass, und tauchte zu dem Objekt hinunter. Wieder am Ufer untersuchte ich das reliktartige Ding. Sowas hatte ich noch nicht gesehen. Ein schwarzer ovaler Stein leuchtete in einem sanften violett in der Fassung eines verzierten Armbandes. Es waren dort seltsame Zeichen zu sehen, die aus alten Zeiten stammen mussten. Für mich war klar, dass dieser Stein der Schlüssel zu den natürlichen Serrorportalen sein muss. Der dicke Yospora hatte seinen Schlüssel wohl verloren und wetterte deswegen so stark umher. Verständlicherweise. Gut für mich, dass es noch mehr Schussel in Grawit gab außer mir. Wer hätte gedacht, dass mich so ein kleiner Auftrag zu so einem großen Schatz führen würde. Ich band mir das Armband um und bewegte mich zu dem Stein, vor dem das Portal von dem Aalglatten geöffnet wurde. Ich fragte mich ob es einer Formel bedürfte, um die Kraft des Steines zu aktivieren als ich auch schon das zischende Geräusch vernahm. Das Portal öffnete sich und ich blickte hindurch. Ich konnte meinen Augen fast nicht trauen, denn dort sah ich die Fussgängerzone aus Azard City, in der ich vor längerer Zeit hindurch schländerte, um mir ein paar ordentliche Stiefel zu besorgen.

Ich hätte mich natürlich auch in Elvon nach festem Schuhwerk umschauen können, denn extra einen anderen Kontinent zum Shoppen aufzusuchen wirkt ja in den Augen vieler anderen als sehr dekadent, doch ich las von einem exzellenten Schuhmacher in Azard, der verschieden Attribute auf Bestellung in die Absätze einarbeiten kann. Bodenhaftung+, Wasserabsorbtion, Aero+ und auch ein bisschen mehr Schnelligkeit.In Elvon und auch bei den Händlern in den Kleinstädten und Dörfern gibt es ja nach wie vor immer nur bereits vorgegebene Attribute. Doch im Schuhwunder des Meisters Seshua, dem Vater der berühmten Schuhdesignerin Eleven kann man alles haben, sofern es denn der Geldbeutel erlaubt. Bei meinem ersten Besuch war ich vom Überangebot schlichtweg überfordert. Bis zur Ladendecke, ich schätze 4 Meter, standen die Schuhe Paar für Paar fein säuberlich übereinandergestapelt. Kaum Möbel sonst. Die Kasse und noch ein Schreibtisch konnte ich entdecken. Als ich mich nach einiger Zeit dann endlich für ein ordentliches Paar rubuste Stiefel entschied begann der spannende Teil. Das Ausprobieren der Attribute. Im Hinterhof des Schuhwunders ließ der Meister einen Testbereich einrichten, in dem man die Wirkung der Attribute auf verschiedenen Böden und Breichen testen kann. Als erstes interessierte mich die Wirkung von Ultra Bodenhaft und Erde+. Ein Paar durchgelatschte Wanderstiefel standen als Testobjekt zur Verfügung. Ich schlüpfte in den muffigen Schuh und richtete mich auf. Die Haftung war so gewaltig, dass ich kaum meinen Fuss zu heben vermochte. Mit einem Satz sprang ich an die Wand und blieb haften. Ich konnte mir diese Kraft nur als Magie erklären, denn Technik kann das nicht gewesen sein. Als nächstes probierte ich die luftigen Rüschensandale mit Riemchen zum Schnüren und Aero 424. Sichtlich kein Schuh für große männliche Füße, aber es ging ja um die Attribute. Keine 2 Sekunden hielt es mich auf den Beinen. Noch rutschiger als auf einer Eisfläche waren diese Riemchendinger. Lag es womöglich daran, dass ich in den Schuh nicht richtig reinpasste, doch ich konnte mir kaum vorstellen, dass es jemanden tatsächlich gelingen würde mit diesen Schuhen  vernünftig zu laufen. Das nächste Paar ,dunkelbalue Halbschuhe mit weisser Sohle, waren mit Levitaglomit versehen. Was viele nicht wissen ist, das man mit Levitaglomitabsätzen nicht nur auf der ersten Atmosphärenschicht laufen, sondern auch über Süßwasser hinweg stolzieren kann. Leider wusste man es auch im Testbereich des Schuhwunders nicht, was ich nicht recht glauben konnte. Ich zog sie erst gar nicht an. Ich probierte noch einige andere, aber das letzte Paar unterhielt mich prächtig. Es war ein Satz heiße Feuertreter mit Infernolevel 120. Die Schuhe des Teufels. Mit einem ordentlichen Trittkombo setzt man leicht einen ganzen Wald in Brand. Leider völlig überteuert. Auch wenn dieses Testen sicherlich nur zum Vergnügen ist, so bekam ich doch genau das, was ich als richtiger Monsterjäger brauchte. Zu der Zeit war ich noch kein offizieller Monsterjäger, aber ich hatte es vor zu werden.[...]

Ich ging also durchs Portal und befand mich in einer dunklen Seitengasse, denen man in Azard nicht so viel Beachtung schenkt, dabei findet man ja so einige Geheimnisse, wie sich auch in meinem Fall herausstellte. In der riesigen Hauptstadt von Geholysia schert sich kaum einer um den anderen, deswegen brauchte ich mir keinerlei Gedanken darüber machen, dass ich klatschnass durch die Gegend rutschte. Azard ist eine Weltmetropole. Alles was das Herz begehrt ist in der Handels- und Industriestadt zu erwerben. Man darf auch nicht das Entertainmentangebot ausser Acht lassen. Spielhallen soweit das Auge reicht. Bisher war ich schon einige Male in Azard gewesen und habe jedes dieser Male viel Geld, das ich eigentlich gar nicht hatte, dort gelassen. Besonders der Magiebedarf, der Rüstungshandel, die Waffenmeistereien und die Vielzahl an Assesoirläden lassen das Abenteuererherz höher schlagen. Es ist kein Wunder das sich ausgerechnet hier die Zentrale der AOG AG befindet. In der heutigen Zeit werden eigentlich keine Abenteurer mehr benötigt. Es bedrohen schon lange keine Drachen mehr hilflose Dörfer, keine Dämonenkönige kidnappen unschuldige Jungfrauen, entführen Prinzessinnen, führen Kriege, kein Königreich wird durch magische Verbunde bedroht. Zumindest passiert all dies nicht mehr in dieser Zahl wie einst. Doch die Helden überlebten. Weil sie aber nichts besser konnten als gegen Monster und Schergen zu kämpfen inszinierten sie all diese schrecklichen Dinge, was allerdings ins Kriminelle ausartete. Der gevivte Geschäftsmann Emstreve Rugental sah eine Marktlücke und gründete die AOG AG, die Abenteurern und gealterten Helden die Möglichkeit geben sollte Heldentaten zu vollbringen, Schätze zu finden und gegen dämonische Kreaturen anzutreten. Alles insziniert. Drachen und Dämonen sind angestellte dieser Firma, deren Aufgabe es ist Dörfer zu bedrohen, die natürlich mit Statisten bewohnt werden, Jungfrauen und Prinzessinnen zu entführen, alles Schauspieler, und Königreiche zu zerstören, dahinter steckt soweit ich weiss ein großes Bauunternehmen. Eine Beschäftigungstherapie im ganz großen kapitalistischen Stil. Ein monatlicher Mitgliedsbeitrag, der mit der Rangstufe ansteigt, zahlt der moderne Abenteurer, um mal richtig die Sau rauszulassen. Allerdings zahlt sich so eine Mitgliedschaft sogar finanziell aus. Die Schätze, die das Subunternehmen der AOG AG SPRINTMANNO auf ganz Grawit verteilt sind wertvolle Schätze, die ein solcher Abenteuerer dann verkaufen kann, zudem erhält ein erfolgreicher Held bei dem Erreichen einer neuen Stufe eine satte Prämie, die auf das Helden-Konto eingezahlt werden. Jedes AOG Mitglied bekommt einen besonderen Communicator mit dem er auf ganz Grawit einkaufen kann. Nächste Missionen werden angezeigt, der aktuelle Status, selbst das gesundheitliche Befinden kann dieses Ding ermitteln und ein Monsterkompendium ist integriert. Allerdings bin ich mir über die Exaktheit der Daten nicht ganz sicher, denn wo viel Licht ist, da ist auch Schatten. Sehr viel Schatten. Es ist kein Geheimnis mehr, dass die AOG AG die Abenteuerer ausnutzt, um an Informationen heranzukommen. Durch den Communicator ist ausserdem jedes Mitglied gläsern. Jeder einzelne Schritt kann nachvollzogen werden. Aus sicheren Quellen habe ich erfahren, dass die AOG AG selbst mit der Epikon zusammenarbeitet und die Abenteurer sogar als Söldner missbraucht werden. Doch den Wannabe-Helden ist das alles gleich, denn ihr Leben ist das Abenteuer, ob es nun echt ist oder nicht, der Unterschied ist kaum mehr zu erkennen. Mittlerweile ist die Mitgliedschaft bei AOG zu einem Trend geworden. Viele Prominente kaufen sich in höhere Ränge ein, um ihr Image zu verbessern. Neben diesen gibt es aber auch noch die richtigen Meister. Bei den Ranghöchsten schlottern selbst mir die Knie. Es gibt nur eine handvoll und ich kenne sogar einen persönlich. Nichts desto trotz war AOG schon immer die Konkurrenz. Die versauten mir immer das Geschäft mit ihren Inszinierungen. Ich erlebte schon die seltsamsten Dinge. Als Illustrator in Elvon meldete ich mich einst bei AOG an. Ich denke mein Interesse an der Monsterjagd verdanke ich der AOG. Es war ein Hobby, dass ich neben meinem Beruf ausübte. Nicht ernst zu nehmen. Ich erreichte einige Stufen und fand tolle Schätze, die ich aber nicht verkaufte. Ich brachte es nicht übers Herz und so kam es, dass ich ständig in Geldnöte geriet. ...

0 Kommentare: