Euphodite



Menschen, die es besser wissen, wünschen sich in phlegmatischen Zeiten keine Muse, die sie aus dem Tal der Schaffenskrise mit einem Kuss der Eingebung auf den Gipfel zurückholt, denn kennen sie die verheerende Folgen, die dieser Wunsch ihnen bescheren würde. Schnell kommt einem Unwissenden ein solcher Wunsch über die Lippen und spricht er diesen noch dazu mit der Unbekümmertheit eines reinen Herzens aus, erlebt er sodann eine unwiderrufliche Qual. Die Hypereuphorie. Überbringer dieses grausamen Zustandes, der einen weder schlafen lässt noch das wippende Bein Einhalt gebietet, ist die manische Euphodite. In den Gewinden des Gehirns tanzt sie umher und verbindet willkürlich die Synapsen miteinander, was einen Super-GAU der Gedankenwelt verursacht. Assoziationsketten verbinden sich ohne ersichtlichen Grund und die Stöpsel der Hormonbecken lösen sich schlagartig von dem Getrampel der Furie im Nichts auf. Die resultierende Überschwemmung im Körper wirkt sich dramatisch auf das Empfinden der jeweiligen Person aus. Die Sinne vernebeln den Geist und alles wird noch viel lauter, bunter, stinkender und härter. Der drogenartige Zustand mag zwar das Schaffen wieder antreiben, doch verläuft es völlig unkontrolliert und ziellos. Der Mensch handelt unüberlegt. Er wirkt fast panisch und kann nicht im Ansatz Geduld aufbringen. Euphodite ergötzt sich noch lange an ihrem Werk, verschwindet dann aber letztlich nachdem ihr Opfer nach mindestens drei Tagen ohne Schlaf erschöpft in sich zusammenfällt und davon träumt sich keine Euphorie mehr zu wünschen. 

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