Euphodite
by
sphaerkraft
Montag, Juli 14, 2014
Menschen, die es besser wissen, wünschen sich
in phlegmatischen Zeiten keine Muse, die sie aus dem Tal der
Schaffenskrise mit einem Kuss der Eingebung auf den Gipfel
zurückholt, denn kennen sie die verheerende Folgen, die dieser
Wunsch ihnen bescheren würde. Schnell kommt einem Unwissenden ein
solcher Wunsch über die Lippen und spricht er diesen noch dazu mit
der Unbekümmertheit eines reinen Herzens aus, erlebt er sodann eine
unwiderrufliche Qual. Die Hypereuphorie. Überbringer dieses
grausamen Zustandes, der einen weder schlafen lässt noch das
wippende Bein Einhalt gebietet, ist die manische Euphodite. In den
Gewinden des Gehirns tanzt sie umher und verbindet willkürlich die
Synapsen miteinander, was einen Super-GAU der Gedankenwelt
verursacht. Assoziationsketten verbinden sich ohne ersichtlichen
Grund und die Stöpsel der Hormonbecken lösen sich schlagartig von
dem Getrampel der Furie im Nichts auf. Die resultierende
Überschwemmung im Körper wirkt sich dramatisch auf das Empfinden
der jeweiligen Person aus. Die Sinne vernebeln den Geist und alles
wird noch viel lauter, bunter, stinkender und härter. Der
drogenartige Zustand mag zwar das Schaffen wieder antreiben, doch
verläuft es völlig unkontrolliert und ziellos. Der Mensch handelt
unüberlegt. Er wirkt fast panisch und kann nicht im Ansatz Geduld
aufbringen. Euphodite ergötzt sich noch lange an ihrem Werk,
verschwindet dann aber letztlich nachdem ihr Opfer nach mindestens
drei Tagen ohne Schlaf erschöpft in sich zusammenfällt und davon
träumt sich keine Euphorie mehr zu wünschen.
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